Hoffnung

Wird schon.

Immer wieder das Gefühl, keinen Platz zu haben. Nicht zu wissen, wo ich hingehöre, wohin ich gehen soll. Es schmerzt, es zehrt mich aus, es lässt mich verzweifeln.

Das Gefühl, so viel zu wollen, zu können, aber nicht den Hauch einer Ahnung, wo all die Fähigkeiten ausgelebt werden können. Es drückt, es zieht, es droht mich zu zerreißen.

Regelmäßig dann die Erfahrung, falsch zu sein. Hier zu viel, da zu wenig, aber nie richtig und stets falsch verstanden. Es verletzt, es grenzt aus, es presst mich an den Boden.

Immer wieder der Versuch, Halt zu finden an den glatten Wänden des Alltags, der polierten Fassade einer falschen Gesellschaft, die zu begreifen meine Hände schwerlich in der Lage sind. Auf ein Neues den Körper bemühen, den Geist, sich gegen die Dunkelheit stemmen, sich aus ihren Fängen winden. Unaufhörlich mit ihr ringen und sie doch nie gewinnen lassen. Ihr Sieg wäre das Ende, begrübe mich unter einem grauen Schleier, den zu lüften wohl niemand mehr in der Lage wäre.

Zerschlagen liege ich im Bett, nur die Höhe der Matratze schiebt sich noch zwischen meinen kraftlosen Körper und den Boden, der mich zu sich ruft. Meine Finger gebrochen vom Versuch, eine Welt zu begreifen, die sich vor mir wie ein Karussell zu drehen scheint, immer schneller und schneller.

Endlich betritt Sie dann den Raum, tastet sich behutsam an mich heran, setzt sich auf die Bettkante, hört mir zu. Sie versteht mich, schaut mir tief in die Augen, hält mich in ihren Armen und ich lasse meinen Kopf erschöpft auf ihre Brust sinken. Sie reicht mir die Hand, hilft mir auf die Beine und zieht mich aus der Dunkelheit, schiebt den langsam fallenden Schleier von mir.

Unbändig der Trotz, der Wunsch, Steigbügel in die Wände des Alltags zu treiben, die polierte Fassade einzureißen, ihr Inneres nach außen zu kehren. Die Sehnsucht nach einer eigenen Welt, das unbändige Verlangen, ein eigenes Universum zu schaffen. Nichts als die Hoffnung auf diesen Raum, diesen Ort, diese Menschen treibt mich an und lässt mich wieder und wieder erfolgreich mit der Dunkelheit ringen.

M. Kutz 31.08.23