Mission vorwärts

Im Grunde alles, nur nicht gut.

Es geht voran, es tut sich was. Männer machen Platz für Frauen, heißen sie in ihren Reihen willkommen. Zwar etwas spät, aber dennoch besser, als nie. Seite an Seite kämpfen sie endlich für die selbe Sache – gemeinsam bilden sie eine starke Front, erkennen das Potenzial im jeweils Anderen. Es hat wohl nur ein verbindendes Moment gebraucht, um zueinander zu finden. Von nun an kann es nur besser werden: Mission vorwärts – im Grunde sind wir gut.

Männerdomäne? Von wegen. Töten dürfen alle, Kriegsverbrechen begehen auch – ist es nicht schön, dass die Kategorie Geschlecht in den Hintergrund rückt, wenn im Namen der Nation gemordet, unterdrückt und ausgebeutet wird, wenn Solidarität groß und die Anderen klein werden? Schulter an Schulter tragen wir das Gewehr im Anschlag, frisch geschminkt und selbstbewusst den Kopf des Feindes ins Visier nehmend stehen wir füreinander ein, gemütlich im Panzerfahrzeug durch den Sonnenuntergang über Leichen gleitend sind wir endlich gleich – und im Grunde gut?

Dass derartige Plakate vor europäischen Behörden zu sehen sind, ist mehr als erschreckend – der Krieg als Abenteuer für alle. Falls ich etwas vorwegnehmen sollte, bitte ich um Entschuldigung, aber mit einem solch dümmlich-naiven Blick wird sicherlich niemand zwischen frisch geschminkten Wimpern hindurch auf den Feind blicken, wenn der Familie zu Hause Granatsplitter die Bäuche aufschlitzen – weder Mann, noch Frau, oder sonst irgendwer. Das, was sich hier „Mission vorwärts“ nennt, ist das mit Abstand Rückwärtsgewandteste, Ekelhafteste und Bedenklichste, was Politik hervorbringen kann – Krieg.

J. Lietzke 14.06.23
Eigenes Foto vom 05.06.23/Wien/Bundesministerium für Landesverteidigung